Anlässlich des Weltalphabetisierungstages hat die vom Sächsischen Volkshochschulverband getragene Koordinierungsstelle ALFAplus am 8. September 2023 in Dresden eine Gesprächsrunde zum Thema geringe Literalität veranstaltet.
Der Weltalphabetisierungstag wurde von der UNESCO Mitte der 1960er Jahre ins Leben gerufen, um darauf aufmerksam zu machen, dass weltweit über 700 Millionen Menschen nicht oder nicht ausreichend lesen und schreiben können. Auf Basis der LEO-Studie 2018 ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland das Lesen und Schreiben für etwa 6,2 Millionen Menschen eine Herausforderung ist.
Im Rahmen der Gesprächsrunde berichtete der Dresdner Enrico Bakán von seiner eigenen Lernbiografie. Nach einer schwierigen Schulzeit war es ihm über viele Jahre gelungen, seine Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben mit unterschiedlichen Strategien zu verbergen, selbst im Beruf. Mit seinem Entschluss, Angebote der Volkshochschule in Dresden zu besuchen, hat er sich später ein hohes Maß an Selbstständigkeit erobert. Heute setzt er sich als Lernbotschafter für das Thema ein und möchte mit seiner Geschichte anderen Menschen Mut machen.
Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz betonte, dass es vielfältige Ansätze bräuchte, um unterschiedliche Bedürfnisse der Menschen zu bedienen. „Jeder in unserer Gesellschaft ist wichtig und darf nicht verloren gehen. Betroffene sollten die Hilfsangebote nutzen. Es ist nie zu spät“, sagte der Minister.
Der Freistaat Sachsen fördert Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebote insbesondere über das ESFplus-Programm. Die Förderung soll künftig weiter ausdifferenziert werden. Um eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und Akteure zu vernetzen finanziert der Freistaat zudem die Koordinierungsstelle Alphabetisierung und Grundbildung ALFAplus.
Mit dem Projekt „mittendrin – mit Kopf und Ball“ mit dem vhs-Lerntreff „Behring 24“ wurden im Rahmen der Veranstaltung zudem zwei erfolgreiche Konzepte der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit in Sachsen vorgestellt. Stefanie Elies („mittendrin“) und Georg Mühlberg (vhs Lerntreff) berichteten dabei von ihren Erfahrungen mit Lernenden. Aus ihrer Sicht muss eine erfolgreiche Grundbildungsarbeit auf die individuellen Voraussetzungen der Lernenden berücksichtigen. Da die Betroffenen häufig negative Lernerfahrungen gemacht hätten, sollten sich die Angebote aus ihrer Sicht vor allem zum Einstieg nicht wie Schule anfühlen.
Während der vhs-Lerntreff ein niedrigschwelliges und voraussetzungsarmes Lernangebot direkt im Sozialraum der Menschen anbietet, verfolgt das Projekt „mittendrin – mit Kopf und Ball“ den Ansatz der Grundbildungsarbeit im Fußballstadion. Projektpartner ist die SG Dynamo Dresden. Eine der größten Herausforderungen sehen Stefanie Elies und Georg Mühlberg darin, dass die Menschen tatsächlich den Mut aufbringen, die vorhandenen Angebote zu nutzen. Gleichzeitig plädierten sie dafür, die es eine Verstetigung und nachhaltige Finanzierung erfolgreicher Ansätze gibt.